Die Orgel von Altrich

Die Orgel in Altrich wurde im Jahr 1931 von der Firma Orgelbau Klais, Bonn, unter der Leitung von Hans Klais (2. Generation) als Opus Nr. 766 erbaut, im Jahre 1999 renoviert und im Jahre 2023 vollkommen von der Fa. Klais gereinigt. Einher ging der Rückbau des im Jahre 1961 unglücklich und unfachmännisch umgebauten Prospektaufbaus.  

Architektonische Gestaltung

(Text aus Beschreibung der Orgel durch Fa. Klais vom 25.02.2022) 

Eine "werkgerechte" Prospektgestaltung war eines der Hauptanliegen von Hans Klais, realisiert nicht nur durch Freipfeifenprospekte ohne Obergehäuse, sondern durch einen "offenen" Pfeifenaufbau, beidem die kleinsten Pfeifen vorne in der ersten Reihe und dahinter immer größere standen und damit das gesamte Pfeifenwerk sichtbar wurde.In Altrich realisierte Hans Klais die "hölzerne Silhouette" aus großen Holzpfeifen von Subbass 16' vor kleineren Metallpfeifen, wie sie in abgeschwächter Form in Trier St. Martin sowie darauf in vielen anderen Orgeln als Gestaltungsinstrument eingesetzt wurde. Die Subbasspfeifen waren ursprünglich ochsenblutartig gestrichen. Die Stöpselgriffe von Subbaß 16' wurden aus Prospektgründen – entgegen der damals üblichen Klais Bauweise – kugelförmig gestaltet. Diese Prospektentwicklung hat für rund 40 Jahre im Orgelbau den Ton angegeben und ihre Auswirkungen bis in die U.S.A. gezeigt. Altrich nimmt also mit dem ursprünglichen – inzwischen wieder im Original zurückgeführten Prospekt (2023) kunstgeschichtlich eine ganz markante Stellung ein. 

Technische Konstruktionen

Für 1930/31 ist bei Hans Klais die pneumatische Traktur ungewöhnlich, denn bereits 1906 wurde inder Werkstatt Klais die erste elektrische Traktur realisiert (Erfurt Dom). Von wenigen Ausnahmen abgesehen wurden ab Mitte der 1920er Jahre nur noch elektrisch traktierte Kegelladen gebaut. Hier bildet Altrich eine Ausnahme. Wahrscheinlich traute man damals in Altrich dem elektrischen Strom noch keine Funktionssicherheit wie heute zu. Daher erhielt das Instrument einen großen Doppelfaltenmagazinbalg mit untergehängter Pumpvorrichtung, um beim Spielen der Orgel von der Elektrizität völlig unabhängig zu sein. Dennoch erhielt die Orgel ein selbstständiges elektrisches Schleudergebläse, aufgestellt im Turm - Raum. 

Insgesamt handelt es sich also um eine sehr bemerkenswerte Orgel, sowohl im klanglichen Aufbau alsauch der architektonischen Gestaltung und der technischen Anlage. Das Instrument von 1931 ist, nach Rückführung des Prospektaufbaus, original erhalten.  

Disposition

I Hauptwerk II Schwellwerk Pedal
C -g3 C -g3 C –f1
Weidenflöte 8' (Schw.) Gemshorn 8' Subbaß 16'
Holzflöte 8' (Schw.) Lieblich Gedackt 8' Zartbaß 16' (Abschwächung)
Octave 4' Fernflöte 8' Gedacktpommer 8'
Nasard 11/3' (Schw.) Flötenschwebung 8' Choralbaß 4'
Nachthorn 1' (Schw.) Singendprincipal 4'
Cornett III 22/3' Querflöte 4'
Trompete 16' (Schw.) Blockflöte 2'
  Oboe 8'  
  Expressiv Schwebung  

Die mit (Schw.) gekennzeichneten Register vom Hauptwerk stehen mit im Schwellkasten.

Fakten

Orgelbauer Johannes Klais Orgelbau
Baujahr 1931
Gehäuse vom Baujahr
Lade Pneumatische Kegellade
Registertraktur Pneumatisch
Registerzahl 18 (19)
Manualumfang Schwellwerk ausgebaut bis g4 (Superkoppel)
Pedalumfang C –f1
Spielhilfen 2 freie Kombinationen
  Tutti
  Registercresendo (Schwelltritt und Registrantenschaltung)
  Registrantenschaltung für den Schweller
Koppeln Normalkoppel II/I, I/P, II/P
Subkoppel II/II, II/I
Superkoppel II/I